Chişinău, die Hauptstadt der Republik Moldau (auch Moldawien genannt), hat den Ruf langweilig zu sein: es gibt nichts zu sehen, alles ist alt und heruntergekommen und war vielleicht mal vor 30 Jahren interessant. Doch stimmt das wirklich?
Aber fangen wir ganz vorne an: Zum ersten Mal bewusst wahrgenommen habe ich die Republik Moldau durch dieses Video von Bald and Bankrupt, das in nur wenigen Monaten mehr als 4.5 Millionen Aufrufen hatte. Das Video bohrt tief in den Wunden eines Landes herum, welches von korrupten Politikern hemmungslos ausgebeutet wurde. Mittlerweile weiß ich, dass es auch in Moldau ein beliebtes Video war, welches eine Art Weckruf war. So ist z.B. die kaputte Treppe, die mehrfach im Video zu sehen ist, mittlerweile repariert und strahlt mehr oder weniger (soweit das für eine Unterführung möglich ist) in neuem Glanz.
Zwischen 2012 und 2014 ist etwa eine Millarde Euro von drei moldauischen Banken verschwunden. Bis heute ist nicht klar, wo genau das Geld gelandet ist. Klar ist nur, dass es nicht der Staatshaushalt ist, der bei etwa zwei Milliarden Euro liegt.
Kein Touristenziel
Die Angaben, wie viele Menschen nun tatsächlich die Republik Moldau besuchen, schwanken sehr. Laut offiziellen Angaben besuchten 2019 ungefähr 400.000 Menschen das Land. In Relation gesetzt mit fast 90 Millionen Gästen in Frankreich ist das tatsächlich sehr, sehr wenig.
Es ist somit kein Wunder, dass man sich in Chişinău oft wie ein Ausserirdischer fühlt. Viele Moldauer sprechen kein oder nur sehr bruchstückhaft Englisch. Die Verständigung ist schwierig, funktioniert aber nahezu immer irgendwie.
Was man in Chişinău machen kann:
1. Sich in der Stadt treiben lassen
Der Stadtkern von Chişinău ist nicht groß und so lassen sich alle Sehenswürdigkeiten fußläufig erreichen. Ein guter Ausgangspunkt dafür ist die Statue von Stefan cel Mare im gleichnamigen Park.
2. Auf den Spuren der Sowjetunion wandeln
Moldau ist ein westlich orientiertes Land. Dies ist überall sichtbar. Nichtsdestotrotz ist die sowjetische Vergangenheit allgegenwärig.
United Nations Square
Der United Nations Square, früher Liberty Square, ist ein zentraler Platz, der an der Kreuzung zwischen Strada Ciuflea und dem Constantin Negruzzi Boulevard liegt.
Besonders bekannt ist das National Hotel, welches früher als Intourist Hotel das Hotel für Besucher der Stadt war. Es wurde 1972
Bis 2006 war das Hotel im Staatsbesitz und wurde danach an Alfa – Engineering verkauft, welche es zu einem 5-Sterne-Hotel ausbauen wollte. Dies ist nie passiert und der aktuelle Zustand des Hotels macht dieses Vorhaben wohl auch unmöglich. Mittlerweile wohnen dort Obdachlose. Die obere Etage wurde zudem bei einem Brand beschädigt.
Gegenüber befindet sich das Chisinau Hotel, welche weiterhin in Betrieb ist. Die Bewertungen auf den einschlägigen Seiten machen klar: dies ist das optimale Hotel für alle, die sich in die Zeiten der Sowjetunion zurückversetzen wollen.
Das Monument to the Liberation, welches sich in der Mitte des Platzes befindet, erinnert an die Befreiung Moldaus von den Nazis. Warum diese Statue auch Titanic genannt wird, sieht man auf den ersten Blick.
Noch etwas weiter gibt es ein weiteres Hotel: das Cosmos Hotel. Der Name lässt prächtiges vermutet, doch leider hat auch an diesem Gebäude der Zahn der Zeit genagt.
3. Essen
Chişinău ist tatsächlich reich an Restaurants, die dabei qualitativ hochwertiges und zugleich günstiges Essen anbieten. Ein Hauptgericht kostet zwischen 3 und 5 Euro, so dass man für ein komplettes Menü mit üppigen Vor- und Nachspeisen selten über 10 Euro liegt.
Mangelnde Sprachkenntnisse sind meist kein Problem. Insbesondere in der Innenstadt von Chişinău sind Speisekarten auch in Englisch verfügbar oder mit Photos ergänzt.
Besonders bekannt und bei Moldauern beliebt ist die Kette Andy’s, die es an allen Ecken in Chişinău gibt. Dort gibt es vor allem Pizza, aber auch Burger und andere „schnelle“ Gerichte. Uns hat es dort sehr gut gefallen.
Fazit
Chişinău ist völlig offensichtlich kein klassischer Touristenort. Oft ist man nicht vorbereitet darauf, dass tatsächlich auch Touristen in das kleine Land kommen. So fühlt man sich dann auch mal kritisch beäuft. Nichtsdestotrotz haben wir uns immer willkommen gefühlt.
Vorab haben wir immer weider gelesen, dass es in Chişinău nichts zu sehen gibt und es einfach nur langweilig ist. Das stimmt definitiv nicht. Und seien wir mal ehrlich: in vielen anderen Hauptstädten mögen die Sehenswürdigkeiten zwar beeindruckender und zahlreicher sein, oft genug sind diese aber auch innerhalb eines Tages „abgearbeitet“.